1. MÄRZ 2018
Manchmal kann ich es gar nicht glauben, dass ich wirklich mein eigenes Leben lebe. Ich sitze hier auf einem Boot auf dem Weg von Nusa Penida retour Richtung Bali, der Wind weht mir durch die Haare, die Sonne scheint mir ins Gesicht und ich bin der glücklichste Mensch überhaupt. Lange hatte ich den Wunsch nach Bali zu gehen und irgendwie habe ich immer Ausreden gefunden, weil ich einfach Angst hatte. Jetzt bin ich aber doch endlich ins kalte Wasser gesprungen, habe mich getraut, lebe meinen Traum und genieße mein Leben – Kann es eigentlich noch besser werden?
Ein kleines Mädchen sitzt mir gegenüber und lächelt mich schüchtern an, während die Gischt über die Reling spritzt. Freudentränen laufen mir über die Wangen und ich strahle über das ganze Gesicht. So muss sich Freiheit anfühlen.
Ich bin alleine am anderen Ende der Welt und kann tun und lassen was ich will. Manchmal glaube ich immer noch, dass ich jeden Moment aufwache und alles nur ein Traum war – doch dem ist nicht so. Ja ich habe es wirklich nicht schlecht erwischt und lebe sicher gerade das Leben, das sich viele wünschen. Doch all das ist mir nicht so einfach in den Schoss gefallen. Klar hatte ich sicher das eine oder andere Mal Glück, aber trotzdem habe ich in den letzten Jahren sehr viel gearbeitet und bin das eine oder andere Mal auch ins kalte Wasser gesprungen – Wie sagt man so schön, ohne Fleiß kein Preis.
Vor allem die zweite Hälfte des letzten Jahres hat mich sehr viel gelehrt. Ich hatte Phasen in denen meine Lebensfreude, die ich doch immer versuche auch nach außen zu tragen, verschwunden war. Wird es auch mal wieder besser, habe ich mich doch ziemlich oft gefragt. Doch irgendwann wird immer alles gut, man muss nur daran glauben und darf die Geduld nicht verlieren. Umso älter man wird, umso besser lernt man sich kennen. Man lernt mit gewissen Dingen umzugehen und irgendwann weiß man einfach, was man will und was man zum Glücklichsein braucht. 2017 war nicht unbedingt mein bestes Jahr. Auch wenn ich viele tolle Momente hatte und noch mehr zu mir gefunden habe, war es vor allem Ende des Jahres nicht ganz so prickelnd und ich habe nicht nur einmal an mir gezweifelt. Es fiel mir unheimlich schwer von einer Sache, die sich eine Zeit lang einfach richtig angefühlt hat, loszulassen. Jetzt wo ich es so neutral betrachte, hätte es mir von Anfang an klar sein müssen, dass es nicht richtig war, doch im Nachhinein ist man immer klüger, nicht? Auch wenn es mir eine Zeit lang richtig gut getan hat, hat es mich am Ende unglücklich gemacht und genau das zeigt mir einfach dass es falsch war. Auch wenn es Wochen gab, in denen es mir alles andere als gut gegangen ist, bin ich dankbar, dass alles so gekommen ist. Wäre ich sonst hier auf Bali? Hätte ich den Schritt dann gewagt?
Alles kommt so wie es kommen soll. Klar manchmal oder oft hat man sicher selber schon ein bisschen einen Einfluss in welche Richtung sich etwas entwickelt, aber ganz oft ist es auch einfach eine Sache des Timings. Was ich aber eigentlich damit sagen will ist, dass solche schlechte Phasen wichtig sind um zu lernen und meistens hat jede schlechte Phase auch was Gutes.
16.MÄRZ 2018
So schnell kann es gehen und mein Monat auf Bali ist vorbei. Ich verlasse die Insel mit einem weinenden und einem lachenden Auge und muss gestehen, der Abschied fällt mir alles andere als leicht. Meine Zeit hier war wirklich ganz besonders und ich habe das Gefühl, es war nicht mein letzter Balibesuch. Mittlerweile sitze ich am Flughafen Richtung Heimat und blicke auf 4 ganz wundervolle Wochen zurück. Nach Hause fliegen ist nie einfach, aber so traurig wie dieses Mal war ich glaube ich noch nie. Ich sitze hier am Boden, höre meine Bali-Playlist, nippe an meinem Turmeric Booster und versuche die Tränen zurückzuhalten. Mein erster Solotrip, vor dem ich anfangs doch ziemlich Angst hatte, war das Beste was ich machen hab können. Ich nehme so viele schöne Erinnerungen mit nachhause und bin immer noch ganz überwältigt wie besonders diese Reise für mich war. Da Trübsal blasen aber keinen Sinn macht, versuche ich einfach an all die schönen Momenten zu denken und nicht daran, dass es nun vorbei ist. Ich wusste, dass mir diese Insel gefallen wird, aber dass ich den Bali-Vibes so verfallen werde, hätte ich niemals gedacht. Das Meer, die Wellen, die Gastfreundlichkeit, das gute Essen, das Wetter und vor allem die vielen Menschen, die ich kennenlernen durfte, werden mir in Erinnerung bleiben. Anfangs hatte ich wirklich Angst alleine zu verreisen, doch als ich aus dem Flieger stieg, war diese Angst sofort verschwunden und die Vorfreude und Neugierde haben einfach überwogen. Im Endeffekt war ich überhaupt nicht alleine und ja es stimmt wirklich, wer auf Bali nicht alleine sein möchte, bleibt auch nicht lange alleine. Wenn mich jemand fragt was (neben dem Surfen natürlich) mein Highlight war, dann kann ich das ganz schnell beantworten, denn es waren die Menschen die meinen Weg gekreuzt haben, die diese Reise so besonders gemacht haben. Wenn ich nur an die vielen schönen, lustigen und auch verrückten Dinge, die ich erlebt habe zurückdenke, muss ich gleich wieder Lächeln und Weinen gleichzeitig. Eigentlich ist es aber ein gutes Zeichen, dass mir der Abschied so schwer fällt, denn das zeigt mir nur, dass ich wirklich eine ganz tolle Reise hatte. Vielleicht sogar die beste Reise, die ich bis jetzt machen durfte.
20.MÄRZ 2018
Die Realität trifft mich hart wie ein Schlag ins Gesicht. Ich bin zurück im kalten Wien und irgendwie komme ich damit so gar nicht klar. Am liebsten würde ich mich sofort unter der Bettdecke verkriechen, die Augen schließen und hoffen, dass ich wieder am Meer bin, wenn ich sie aufmache. Es war mir natürlich klar, dass diese Reise früher oder später zu Ende gehen wird, aber dass es mir so schwer fällt abzureisen, hätte ich nicht gedacht. Klar ich bin erst seit 3 Tagen wieder zurück, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich noch länger brauchen werde, um wieder anzukommen. Normalerweise muss ich nur den kleinen Tobi ansehen und es hilft mir über meine “Urlaubsdepression” hinweg, aber auch das ist dieses Mal irgendwie nicht der Fall. Versteht mich nicht falsch, ich freue mich natürlich riesig meinen kleinen Fellknäuel wieder zu haben, aber gleichzeitig checke ich meinen Kalender, ob nicht doch irgendwann in den nächsten Monaten die Möglichkeit besteht nochmal nach Bali zu fliegen. Schon vor meiner Reise hatte ich irgendwie die Nase von Wien voll und bin immer wieder in den Wald bzw. die Berge geflüchtet und jetzt ist es irgendwie noch schlimmer als vorher. Verrückt eigentlich was so eine Reise anrichten kann. Eigentlich fliegt man ja weg, um das Fernweh zu stillen und dann kommt man zurück und es ist noch viel größer als vorher. Ein ewiger Teufelskreis kann ich euch sagen. Auf jeden Fall versuche ich gerade einfach das Beste aus der momentanen Situation zu machen. Treffe mich mit Freunden, plane neue Trips in die Berge und lenke mich einfach ein bisschen ab, zum Beispiel mit einem radikalem Frühjahrsputz.
Nach meiner Ankunft in Wien habe ich gleich mal einen Rappel bekommen und begonnen meine gesamte Wohnung auf den Kopf zu stellen. Die Küche wurde komplett ausgeräumt, neu sortiert, mein Kleiderschrank radikal ausgemistet, die Wäsche gewaschen und ich habe wieder ein bisschen Ordnung in mein Chaos gebracht. Lustigerweise habe ich das ziemlich oft nach meinen Reisen, aber es hilft einfach enorm und wenn alles glänzt und an seinem Platz ist, freut man sich gleich viel mehr aufs Nachhause kommen.
Auch wenn ich jetzt gerade zuhause sitze und schmolle, weil ich am liebsten noch in Bali im Line-Up sitzen würde, versuche ich nicht zu viel Trübsal zu blasen und stattdessen an die schönen Momenten zurückzudenken. Diese Reise war unheimlich wichtig für mich. Ich bin über meinen Schatten gesprungen, habe neue Dinge ausprobiert und das Leben einfach mal ohne Kamera & Co genossen. Ich habe so viel dazugelernt und irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin irgendwie angekommen. Angekommen im Leben.
Nach meiner Rückkehr wurde ich gefragt, “und ist Bali jetzt erledigt?” Ich würde sagen, nein auf keinen Fall. Ich kann jedem der schon mal überlegt hat alleine zu verreisen nur sagen, tut es. Überlegt nicht zu viel, macht es einfach. Lebt euer Leben und genießt es. Lasst keine Situation und Möglichkeit aus. Nutzt eure Chancen, was habt ihr zu verlieren.
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