Was war das eigentlich für ein schräger Monat. Wenn ich so zurückblicke und die letzten vier Wochen Revue passieren lasse, fällt es mir immer noch schwer alles in Worte zu fassen. Wir schreiben das Jahr 2020 - ein Jahr in dem ich viel vor hatte, ein Jahr das anders als das letzte werden sollte. Tja anders ist es auf jeden Fall, nur leider nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Vor ein paar Wochen habe ich noch unsere anstehenden Bus-Reisen geplant und dann kam da plötzlich Corona. Irgendwie fühlt sich das alles wie in einem Hollywoodspielfilm an, wo wir gespannt warten, dass uns Will Smith oder irgendein anderer Held rettet. Nur halt ohne Zombies (Gott sei Dank).
Mittlerweile haben wir Tag 25 zuhause und ich weiß nicht wie es euch geht, aber es fühlt sich alles immer noch total surreal an. Anstatt euch zu erzählen was ich im letzten Monat so erlebt habe, dachte ich mir, ich teile einfach ein paar Gedanken der letzten Wochen mit euch. Denn ja auch ich war im März nur zuhause und habe gespannt die Nachrichten verfolgt.

Anfang März als noch alles normal war - Meine Schwester und mein Vater besuchten mich in Salzburg und mein Freund flog beruflich für 2 Wochen nach Mexiko. Ich war unheimlich dankbar für die Zeit, die ich nun für mich alleine zuhause hatte. Nach 5 Tagen Besuch ist so ein bisschen Me-Time doch sehr angenehm und die Vorfreude auf diese Zeit war groß. Liegengebliebene Dinge aufarbeiten, die Wohnung auf Vordermann bringen, mir ganz viel Zeit für meine Morgenroutine nehmen und ja einfach ganz für mich sein. Ich bin eigentlich gerne unter Menschen, aber zwischendurch genieße ich es auch sehr alleine zu sein. Tja hätte ich gewusst wie es 4 Wochen später aussehen wird, wäre ich wohl doch noch das eine oder andere Mal vor die Tür gegangen, hätte meine Yoga Stunden ins Studio verlegt, wäre wie geplant nach Wien gefahren und hätte mich mit Freunden auf einen Kaffee getroffen, anstatt zuhause zu bleiben.
Als die Situation in China immer brenzliger wurde habe ich zwar alles mitverfolgt, aber wirklich ernstgenommen habe ich es nicht. Es wurde eher belächelt. Ach China ist doch so weit weg und es ist sicher nur eine Grippewelle. Das wird schon schnell wieder vergehen. Ich plante weiter meine Reisen und war gedanklich schon am Strand in Sardinien. Als sich das Corona-Virus dann immer schneller und schneller verbreitete und die Lage in Italien schlimmer wurde, bekam ich das erste Mal ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Auch wenn ich immer noch fest daran geglaubt habe, dass ich Mitte April mit dem Bus Richtung Meer aufbrechen werde.

Eine Woche später sah mein Gefühlszustand ganz anders aus. Es gab keinen Tag an dem ich nicht im Sekundentakt die Nachrichten verfolgt habe. Langsam wurde ich innerlich total unruhig. Vor allem weil mein Freund immer noch in Mexiko unterwegs war und ich mitbekam, wie nach und nach Flüge gestrichen wurden. Ich war etwas nervös, aber Gott sei dank war der Rückflug für den 12 März angesetzt und so landete er in Österreich noch bevor die ganzen Maßnahmen verkündet wurden. Die Tage vor seiner Rückkehr waren für mir ziemlich schwer, weil ich einerseits nicht wusste ob alles klappt und weil ich mit den ganzen Nachrichten alleine nicht so ganz umgehen konnte. Ich flüchtete auf den Berg um meinen Kopf freizubekommen und ein bisschen Abstand von allem zu nehmen. Als dann die Ausgangsbeschränkung verkündet wurde war es dann ganz vorbei und ich tue mir auch schwer diesen Gefühlszustand wirklich in Worte zu fassen. Einerseits war ich komplett ruhig, aber andererseits hatte ich unzählige Gedanken in meinem Kopf und wusste nicht so recht was ich mit all diesen Nachrichten und Informationen anfangen soll.

Von einem Tag auf den anderen ändert sich einfach unser ganzes Leben. Wir sollen unser Zuhause nicht mehr verlassen. Die Grenzen werden geschlossen und die Betriebe aufs Minimum zurückgefahren. Bin ich hier in einem falschen Film oder passiert das gerade wirklich? Wie lange wird das wohl andauern? Was für Auswirkungen wird das auf die Menschen, auf die Wirtschaft aber auch auf die Natur haben?
Nach der Verkündigung der Ausgangsbeschränkung beschlossen wir nicht erst das Wochenende abzuwarten, sondern gleich zuhause zu bleiben. Wir machten uns wie 1000 andere Menschen auch, an diesem besagten Freitag, der übrigens ein Freitag der 13. war auf den Weg in den Supermarkt um unseren Kühlschrank für die nächste Woche zu füllen. Zu unserer Verteidigung, wir hatten wirklich nicht mehr viel zuhause und ich gebe zu, auch wir wollten noch schnell unsere Lieblingsprodukte einkaufen und unsere Vorräte auffüllen. Einfach auch, um auf Nummer sicher zu gehen und den Supermarkt dann vorerst zu meiden.
Die Stimmung im Supermarkt war wirklich schräg und ich glaube ich habe noch nie so viele Menschen und so leere Regal gesehen. Es gab zwar noch von allem genug, aber die Bereiche rund um die Nudeln und das Klopapier gleichten einem Schlachtfeld. Ich war wirklich überfordert mit der Situation und auch die Verkäuferin meinte, es sei mehr los als zu Weihnachten.
Zurück zuhause musste ich erst einmal tief durchatmen. Ja das passiert gerade wirklich. Auch wenn meine Stimmung eigentlich die ersten Tage zuhause ganz gut war. Wir lenkten uns auch gut mit gemeinsam kochen, Serien schauen und aufräumen ab. Dennoch konnte ich das was in meinem Kopf passierte nicht so recht ordnen. Es war alles einfach surreal und ich versuchte mir zu Beginn einfach positiven Gedanken zu setzen. Ja klar es ist doof, dass jetzt alle anstehenden Termine abgesagt wurden und ich jetzt mein zuhause nicht verlassen soll, aber dann mach ich doch einfach das Beste aus der Situation und nutze die Zeit für mich. Ich werde viel Sport machen, schreibe Blogposts die schon lange auf meiner To Do Liste stehen, ich erneuere mein Blogdesign, miste meinen Kleiderschrank aus und widme mich dem Frühjahrsputz. Wann wenn nicht jetzt.
Mit diesem motivierten Gedanken bin ich in die erste Woche der Ausgangsbeschränkung gestartet. Nach ein paar Tagen habe ich jedoch gemerkt, dass das alles nicht so wirklich funktioniert wie ich mir das vorgestellt habe. Das war gerade einfach zu viel für mich und meinen Kopf und so habe ich die erste Woche einfach gar nichts geschafft.

2020 - the pandemic is real.
Mir ging es in der ersten Woche der Ausgangsbeschränkung echt nicht schlecht. Ich muss gestehen, die ersten Tage habe ich es sogar echt genossen und bin so richtig aufgeblüht. Ich war unglaublich motiviert. Mein Kühlschrank war voll, ich hatte Zeit neue Gerichte auszuprobieren, habe meine Wohnung geputzt, die Terrasse geplant und ein paar Dinge erledigt für dich ich mir sonst keine Zeit genommen habe. Ich bin ein ganzes Wochenende vor meinem Laptop gesessen und habe fleißig an meinem neuen Blogdesign gebastelt. Es war irgendwie schön, dass ich nicht das Gefühl hatte ich verpasse draußen etwas. Natürlich muss man auch erwähnen, dass sich für mich nicht so viel verändert hat, denn ich arbeite ja doch schon eine Weile von zuhause und war das Home Office gewohnt.
Hey sie hat doch gerade erst geschrieben, sie hat gar nichts weitergebracht?
Ja das stimmt und wenn ich so zurückdenke, habe ich einiges erledigt. Doch Arbeitstechnisch ist wirklich kaum etwas weitergegangen, denn meine Konzentration war einfach nicht vorhanden. Ich wollte mehr schreiben, mich meiner Buchhaltung widmen und an meinen Presets arbeiten. Keine Chance, ich war andauernd abgelenkt. Stattdessen habe ich unglaublich viel Zeit auf Instagram & Co verbracht und im Sekundentakt die Nachrichten verfolgt. Ich wollte einfach durchgehend up-to-date sein und wissen was passiert und welche Neuerungen es gibt. Nachdem ich ein Hoch hatte, kam natürlich auch ein Tief. An einem Tag war ich noch super motiviert und hätte Bäume ausreißen können und am nächsten bin ich nicht aus dem Bett gekommen, hatte Existenzängste, war antriebslos und wollte am Liebsten gar nicht aufstehen. Es gab sogar ein Wochenende, da habe ich mich einfach nicht aus dem Bett bewegt und einen Tag lang nur geweint. Nach und nach habe ich einfach gemerkt, dass die Flut an Nachrichten und auch die vielen Stunden auf Instagram nicht unbedingt gut für mein Gemüt sind. Ich hatte das Gefühl, vor allem an den Tagen wo ich mich nicht wirklich gut gefühlt habe, ich müsste jetzt noch mehr Sport machen, gesünder essen, noch mehr Content produzieren und neue Projekte starten.


Nein, ich muss gar nichts....

Nach dem ersten Hoch und dem ersten Tief wusste ich irgendwie, ich möchte was ändern. Ich durfte mich einfach nicht so stressen. Vor allem in dieser Zeit, die für uns alle etwas Neues ist und uns vor Herausforderungen stellt, ist es unheimlich wichtig, dass man auf sich selbst hört und sich nicht unnötig unter Druck setzen lasst. Nein ich muss nicht jeden Tag eines der vielen Live Online-Workouts machen und die fitteste Version von mir werden, neue große Projekte starten, die beste Version meiner selbst werden oder all die Dinge tun die ich mir schon so lange vorgenommen habe. Gerade jetzt sollte man vielleicht einfach auf sich selbst hören, herausfinden was einem richtig Freude bereitet und Achtsam mit sich umzugehen. Ja ich gebe es ganz ehrlich zu, es gibt Tage da stresst es mich extrem wenn ich Instagram öffne und jeder ist gerade am sporteln. Doch ich merke, dass es genau in den Phasen, wo ich vielleicht unrund bin und mich nicht so gut fühle es unheimlich wichtig ist das Handy zur Seite zu legen. Deshalb lege ich auch immer wieder Tage ganz ohne Social Media ein und versuche nur noch einmal am Tag und zwar am Morgen Nachrichten zu konsumieren.
Vorletztes Wochenende bin ich zum Beispiel einfach den ganzen Tag auf der Terrasse gelegen und habe ein Buch gelesen und habe kein einziges Mal Nachrichten gelesen und soll ich euch was sagen? Es hat richtig gut getan und verpasst habe ich auch nichts.
Die letzten Wochen waren für mich ein Auf und Ab, aber es ist auch wieder ein Learning, denn ich versuche mehr hinzuhören. Ich merke zum Beispiel, dass ich viel entspannter bin, wenn ich mir am Morgen Zeit für meine Morgenroutine nehme und das Handy am Abend schon ein oder zwei Stunden vorm Schlafengehen zur Seite lege. Trotzdem gibt es Tage, an denen ich antriebslos bin und mich einfach nicht motivieren kann meine Routine zu machen und auch das ist ok. Solche Tage wird es immer geben und ich versuche sie einfach zu akzeptieren und trotzdem das Beste daraus zu machen.
Mittlerweile haben wir Woche vier der Ausgangsbeschränkung erreicht und ich muss sagen, langsam habe ich mich an die Situation gewöhnt. Natürlich würde ich jetzt auch viel lieber Wandern gehen oder mit meinem Bus wegfahren, aber jetzt heißt es durchhalten. Bessere Zeiten kommen bestimmt und wenn wir alle zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen, überstehen wir diese Phase mit links. Ja und man muss auch immer die positiven Dinge darin sehen, wir haben mehr Zeit um uns wirklich mit uns selbst zu beschäftigen und uns Gedanken darüber zu machen was wir wirklich wollen und auch die Natur erholt sich gerade. Es ist unheimlich traurig, wenn man an die momentane Lage in Italien denkt, doch wenn ich dann die Bilder von Delfinen an der italienischen Küste oder Fischen in den Kanälen von Venedig sehe, zaubert mir das ein Lächeln ins Gesicht und zeigt mir, dass diese Pandemie auch etwas Gutes hat.

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